Archive for Oktober 2012

Buchrezension: „Medizin für Heilpraktiker“

19. Oktober 2012

Die Motivation, Heilpraktiker zu werden mag unterschiedlich sein, die Vorstellung, das könne man mal so nebenbei eben schnell, ist jedoch ein Irrtum.

Das neue Werk aus dem Haug Verlag zeigt auf 1506 Seiten wie umfangreich das Wissen ist, das zum erfolgreichen Ablegen der Heilpraktiker-Überprüfung notwendig ist. Studenten an Heilpraktikerschulen bedauern häufig, dass oft „nur“ schulmedizinische Grundlagen der Anatomie, Physiologie und Pathologie gelehrt werden, aber genau diese Schulmedizin muss auch der angehende Heilpraktiker parat haben.

Natürlich kann ein thematisch so breit angelegtes Werk solchen Umfangs nur die Grundlagen behandeln, dies jedoch tun die Autoren in bemerkenswert strukturierter und übersichtlicher Weise. Dem Neuling beim Studium zum Ablegen der Heilpraktiker Prüfung ist hier ein auf jeden Fall gutes Buch zum Erfolg in die Hand gegeben. Es erspart zunächst die Anschaffung anderer Literatur, ist nur leider aufgrund seiner Größe nicht einfach mal so mitführbar und auf dem Weg zur Arbeit in der Straßenbahn zu lesen, denn das Gewicht erschlägt einen.

Krankheitshäufigkeit

Statistische Häufigkeit einer Krankheit


Im Vergleich zu einem medizinischen Lehrbuch wie “Innere Medizin“ werden auch hier seltenere Erkrankungen wie die Sarkoidose in ausreichendem Umfang verständlich erklärt. Anhand von Balken unter der Krankheitsbezeichnung (bei Sarkoidose 2 von 5 möglichen) erkennt der Leser sofort, mit welcher Häufigkeit die Erkrankung auftritt.
5 von 5 Balken als Häufigkeit erhält beispielsweise die „ungewollte Kinderlosigkeit“, auch „Unfruchtbarkeit“ oder „Sterilität“ genannt. Hier wird Schulbuchwissen anschaulich erklärt, bebildert mit Grafiken und Kontrastmittel-Sonografie-Aufnahmen.

Pruefungsstoff ist farblich unterlegt

Sehr hilfreich für Lernende erweist sich, dass die Autoren Prüfungsstoff im Buch farblich unterlegt haben.

Als praktizierender Heilpraktiker muss man sich jedoch auch über dieses Wissen hinauswagen, um eine weiterführende Ursachenforschung und damit Hilfe neben der heutzutage üblichen und offenbar boomenden In-vitro-Fertilisation (die auch hier gut erklärt wird) für die entsprechenden Patienten/innen zu finden. Aber an dieser Stelle darf wieder erwähnt werden, dass das vorliegende Werk beim Ablegen der Prüfung helfen soll. Genau das tut es.

Selbstredend nehmen meldepflichtige Infektionskrankheiten einen gebührenden Teil zu Beginn des Buches ein. Alternative Behandlungsmethoden werden aufgeführt und gut beschrieben. So eröffnet sich dem angehende Heilkünster unter den Spezialisierungsmöglichkeiten auf dem riesigen Gebiet der komplementären Medizin eine hilfreiche Orientierung .

Das Buch „Medizin für Heilpraktiker“ hilft nicht nur Lernenden, es ist auch in der späteren Praxis als Nachschlagewerk ein Schatz. Es bringt alles mit, um zu einem Standardwerk für Heilpraktiker zu werden und ist uneingeschränkt zu empfehlen.

Gabriele Wieland

Medizin für Heilpraktiker

Isabelle Guillou, Arne Schäffler, Markus Escher (Hrsg.):
Medizin für Heilpraktiker
Stuttgart 2012 (Haug), 1506 Seiten, 89,99€


Leseprobe

Vorhofflimmern in der naturheilkundlichen Praxis?

3. Oktober 2012

Patientin 50 Jahre, wacher Blick, klagt über massives Vorhofflimmern seit mehreren Monaten, das oft einen gesamten Tag anhält. Sie ist leicht übergewichtig, hat schon deutlich Gewicht reduziert, stressiger, verantwortungsvoller Job, verheiratet, Mutter eines Kindes.
Die Anamnese zeigt, dass initial ein starker grippaler Infekt bestand, wonach das „Herzrasen“ begann. Eine Poststreptokokkeninfektion mit nachfolgender Mitralklappenschädigung konnte ausgeschlossen werden. Bei der Frage nach einem doppelt angelegten Reiz-Leitungs-System bejaht sie.
Der Blutdruck der Patientin wird durch die üblichen Mittel gesenkt, was bei einem schon immer niedrigen Blutdruck von höchstens 120 zu 60 verwundert. Natürlich erhält sie Blutverdünner (als Vorbeugung gegen Thrombose/Embolie), Betablocker, Cholesterinsenker – das ganze Spektrum eben, was reglmäßig Herzpatienten verordnet wird.
Sie hat Schlafstörungen, ist unruhig und ängstlich, was ihrem sonstigen Naturell überhaupt nicht entspricht. Eine länger mit L-Thyrox behandelte Schilddrüsenunterfunktion wurde im Zuge der Behandlung erhöht.
Dass die Patientin chronisch müde ist, brauche ich nicht erwähnen. Mir gegenüber sitzt eine selbstbewusste sich als Versuchskaninchen fühlende Person, wohl wissend, dass man lediglich noch eine „Ablation“ anbietet.(siehe http://www.tachycardie.de/index.php?id=60 und http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/2010-2/3med.html)In ihrer Verzweiflung möchte sie Akupunktur oder sonst eine homöopathische, alternativmedizinische Behandlung ausprobieren.
Leider ist hier „Ausprobieren“ die absolut falsche Idee. Homöopathie, Akupunktur oder andere naturheilkundliche Maßnahmen sind immer ausgleichend wirksam. Wie sollen sie das bei einer derartigen Medikation? Was macht diese Medikation überhaupt?
Der Vorgang stellt sich folgendermaßen dar: Die Patientin hat tagelang dauerndes Vorhofflimmern. Der Blutdruck wird gesenkt, die Chemo-Rezeptoren in der Aorta und den Karotiden melden der „Schaltzentrale“, dass zu wenig Volumen/Blutdruck da ist und diese erhöht den Impuls ans Herz, es soll mehr schaffen. Das ohnehin doppelt innervierende völlig irritierte Reizleitungssystem beruhigt sich keineswegs sondern steht unter „Dauerstrom“ und stimuliert den Vorhof immer neu (Flimmern). Übersetzt heißt das, hier liegt der Grund für die genau gegenteilige Auswirkung von Blutdruck senkenden Medikamenten (in jedem Beipackzettel nachlesbar). Da die Medikation in diesem Falle seit Monaten ohne Erfolg ist und das Herz Dauerlauf praktiziert, müsste ein verantwortungsvoller Mediziner die Strategie ändern. Die Wahrscheinlichkeit ist gegeben, dass der Herzmuskel sich wie jeder stark trainierte Muskel vergrößert, was die Gefahren einer drohenden Herzinsuffizienz durch die nicht mehr vollständig schließenden Klappen und damit Pendelblut erhöht und eine folgende Dilatation und irreversible Herzmuskelschwäche mit extremer „negativer“ Rückkopplung potenziert.
Des Weiteren ist die Medikation der Schilddrüsenunterfunktion ein zu bedenkendes Thema. Die L-Thyroxin-Medikation, die die Herzfrequenz potentiell erhöhend beeinflusst müsste engmaschig genau im Labor überwacht werden.
Wer biologisch denken und den Körper verstehen möchte, wird immer die Ursachen erforschen und behandeln. Gerade bei Herz-Kreislauf-Problemen ist der Eindruck entstanden, dass bei Vernachlässigung der individuellen Problematik streng nach Vorgabe medikamentiert wird.
In einem sehr ähnlichen Fall mit nächtlichen Attacken und ebenfalls doppelt angelegtem Reiz-Leitungssystem konnte ich mit Dorntherapie und Akupunktur sofortige und vor allem bleibende Erfolge erzielen. Hier allerdings kannte mich der Patient seit Jahren und stand nicht unter einer derartigen Medikation.
Die Klage der Patientin, ihr würde nicht einmal jemand beim Arzt richtig in die Augen sehen, lässt mich wie so oft die Schulmediziner in Schutz nehmen und sagen, dass die eben leider nicht genug Zeit für die Patienten haben und außerdem Angst die vorgegebenen Regeln der NYHA abzuweichen damit ihnen später keiner ans Bein pinkelt.

Hier zeigt sich der Alltag unseres Gesundheitssystems, der trotz herausragender medizinischer Forschung und Entwickllung gewiss an der einen oder anderen Stelle optimieren ließe. Gerade im Falle der routinemäßig eingesetzten Herz-Kreislauf-Medikamente möchte ich außerdem anregen, die Auswirkungen des damit erzielten niedrigen Riva Rocci auf eine latent chronische Minderversorgung des Gehirns (was ja alle Patienten mit Aussagen über Müdigkeit dokumentieren) und damit steigender Demenzfälle zu prüfen!

Herz-lich, Ihre Heilpraktikerin aus Mannheim, Gabriele Wieland
http://www.hexenschuss-praxis.de


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